Huforthopädie Allgemein

Worauf kommt es bei Hufen an?

Bavarius_Tassilo_steigend.jpg Optimale Hufe - für ein optimales Aufwachsen. Unsere beiden Hengstfohlen Bavarius und Tassilo.

Der Huf des Pferdes ist ein über Jahrtausende entwickeltes Hochleistungsorgan, das es unseren Pferden erlaubt, das Leben zu leben, für das sie geschaffen sind: als Bewegungstier.


Aber jedes Pferd kann nur so leistungsfähig sein, wie der Zustand seiner Hufe es ihm erlaubt!


Während das Pferd Höchstleistungen vollbringt als Sport- oder Freizeit-Partner gewährleisten seine Hufe für seinen Körper unschätzbare Dienste: Schutz vor Abrieb, Stoßdämpfung, Kraftübertragung, Balance und Durchblutung des Gesamtorganismus. Um das zu ermöglichen, müssen Hufe in natürlicher Balance sein - das bedeutet, sie müssen den Körper in optimaler Stellung stützen und tragen. Sind sie durch ungenügende Haltung, Pflege oder Hufzubereitung aus der Balance geraten sind sie nicht mehr in der Lage diese wichtigen Aufgaben zu erfüllen.


Betrachten Sie bitte unvoreingenommen folgende Bilder:

Krumme_Schuhe_aussen.png
Krumme_Schuhe_innen.png
Huf_schief_XXS.png

Könnten Sie mit solchen schiefen Schuhen laufen, Joggen, über Hindernisse springen oder eine Bergtour machen und das Alles mit einem 20kg-Rucksack auf dem Rücken?

Könnten wir Brücken mit schiefem Fundament errichten? Auch unser Pferd ist von der Mechanik her gesehen so etwas wie eine Brücke!

Wir hatten den Fall vor ein paar Jahren: Auf einer Bergtour löste sich bei einem Bergschuh eines Mitwanderers die Sohle - es fehlte daher einseitig 1cm an Höhe. Da der Untergrund steinig war, hieß es: Weiterlaufen. Gerade mal 1h...

Am Tag darauf: Verspannungen und Schmerzen vom Bein bis in die Schultern...


Viele Pferde erleben diese Situation tagtäglich !

Sie müssen mit den Verspannungen und Schmerzen leben, die durch Schiefstellung ihrer Hufe sich über das Bein nach oben fortsetzen.
Sie müssen damit leben, daß verspannte Muskeln verkleben und auf Dauer verkürzen.

Und dann erwartet der Mensch auch noch, daß sie locker laufen können: Einen raumgreifenden Schritt, schwebenden Trab, getragenen Galopp mit Aufwärtstendenz - bis hin zur Hohen Schule wie der Piaffe. Wird das dann mit Gewalt gefordert, sind dauerhafte Schäden am Bewegungsapparat ziemlich sicher!

Die andere Sorte Mensch beginnt bei Anzeichen von Verspannung oder Schmerz oft übervorsichtig zu werden und meint: Wenn mein Pferd Schmerzen hat, laß ich es stehen. Das Stehen verstärkt wiederum die Steifheit. Ein Teufelskreis beginnt, denn die Bewegung ist für das Lauftier Pferd essentiell!

Bitte Mensch beachte: Mit Faulheit, Widerspenstigkeit, Kopfschlagen etc. pp. kann uns das Pferd auch sagen, daß es gerade nicht so KANN, wie es der Mensch möchte. Der Schiefhuf gehört hier zu einer der möglichen Ursachen! Ist das Fundament schief, kann der "Überbau" nicht in Balance sein!


Daher gilt uneingeschränkt:

Ohne (gesunden) Huf kein (gesundes) Pferd !

Aus der Balance geratene Hufe

Schiefhuf_Schaeden_2_96dpi_L.png Huf von hinten gesehen (kaudal)

Schauen wir uns genauer an, was im Inneren eines schief stehenden Hufs wie im oberen Bild rechts passiert:

Aus der Balance geratene Hufe führen dauerhaft zur Verschiebung des Hufbeines im Huf, mit Zerstörung der inneren Strukturen des Hufes bis hin zu Rückbildung des unter Druck stehenden (knöchernen) Hufbeinastes. Alle Gelenke der Gliedmaße werden übermäßig belastet und können so dauerhaft schweren Schaden nehmen.

In der Abbildung links sieht man wie das Hufbein in einen schiefen Huf einwandert und gegen die niedrigere Wand gedrückt wird. Dort kommt es zu gestörter Durchblutung und in der Folge zum Knochenabbau am Hufbeinast. Die Verbindung der weißen Linie auf der hohen Seite zerreißt zusätzlich durch die entstehende Hebelwirkung auf die zu lange Wand und führt zu Einblutungen in die weiße Linie (Steingallen).

Die Belastung eines imbalanten Hufes ist in der Bewegung (nicht unbedingt im Stand) immer auf der höheren Seite am stärksten. Dadurch kommt es an dieser Stelle durch verstärkte Durchblutung auch immer zum stärksten Wachstum. In der Bewegung ist das Pferd durch die Schwerkraft gezwungen seine Beine unter den Körper zu schieben und ist damit einer Imbalance schutzlos ausgeliefert.

Da eine zu lange Hufseite immer stärker wächst als die kürzere kann sich eine Imbalance NIE durch natürliche Abnützung selber korrigieren!

Lediglich eine radikale Beseitigung der ungleichen Huflänge führt zur dauerhaften Beseitigung der Imbalance und der im Huf entstehenden Schäden.

Mediolaterale Imbalance (Huf)

Imbalance_Ballen.png Huf von hinten gesehen (kaudal)

In der Abbildung sieht man einen langzeitlich imbalanten Huf.

Die Innenseite wurde zu stark gekürzt (siehe eingezeichnete Linien / Überstand).

Auf der Außenseite zeigt sich ein Überstand von knapp 2 cm!!

Als Folge der dauerhaften Imbalance wurde der weiche Ballen der zu kurzen Hufseite nach oben hin verschoben, so daß der Huf scheinbar gleich lange Trachtenwände aufweist.

Einem ungeübten oder unaufmerksamen Hufbearbeiter entgeht so etwas daher leicht!

Der Hufbearbeiter steht ja immer seitlich vom Pferd. Wird also der Huf aufgenommen, wird das Bein automatisch etwas zur Seite herausgeführt. Wird nun "senkrecht zum Pferd" gefeilt, so sieht das auf den ersten Blick aus Bearbeitersicht gerade aus. In Wahrheit - weil das Bein eben NICHT parallel zum Pferd ist - wird auf der Innenseite mehr Hufhorn weggenommen. Schon ist ein Schiefstand von ein paar Grad entstanden.

Das erklärt auch die große Anzahl Pferde, die mit imbalanten Hufen arbeiten und leben müssen. Die Vielzahl lahmer Pferde mit verschiedensten Erkrankungen des Bewegungsapparates spricht klare Worte!

Voraussetzung für gesunde Hufe

Die natürliche Balance (= planare Parallelität)

Plantare_Parallelitaet_1a.pngHuf von vorne gesehen (kranial)

Plantare Parallelität ist die passende Form der Hornkapsel zur natur-gegebenen Lage der Zehenknochen des Pferdes. Nur so ist eine schonende Belastung der Gelenke des Pferdes auch unter hoher Arbeitsbelastung möglich.

Nur diese Paralleliät gewährleistet eine gleichmäßige Belastung aller Abschnitte der Gliedmaße!